Ampel? Nein, Freie Wähler wollen die „ganz große Lösung“

Aus Adelsdorf herauszukommen könnte künftig für Autofahrer zur Geduldsprobe werden – wenn es nach den Vorstellungen des Staatlichen Bauamts geht. So soll auf der Kreuzung der B470 mit der Kreisstraße ERH16 (zum Rewe-Markt) eine Ampel eingerichtet werden. Das Verkehrsaufkommen dort ist in den letzten Jahren stark gestiegen, immer wieder kommt es auch zu Unfällen.

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So stellt sich derzeit noch die Verkehrsführung dar: In der Mitte des Bilds führt die ERH16 nach oben in Richtung Adelsdorf, nach unten in Richtung Neuhaus. Weiter rechts im Bild führt die Strasse unter der B470 in Richtung Eisweiher.

Im Bauausschuss des Gemeinderats informierte Bürgermeister Karsten Fischkal kürzlich die Räte. Und er machte auch gleich deutlich, dass er und die Freien Wähler (FW) als stärkste Fraktion im Gemeinderat von einer Ampel wenig halten.

Der Fränkische Tag fasste einige Forderungen aus dem Antrag der Freien Wähler zusammen (hier geht es zum Bericht). Unter anderem heißt es: „Wir sind der Meinung, eine Lichtsignalanlage ist nicht mehr zeitgemäß.“ Nun kann trefflich darüber diskutiert werden, ob eine Ampel „zeitgemäß“ sein muss, oder schlicht funktional. Aber im Kern schwebt den Freien Wähler vor, nicht nur eine Ampel zu verhindern, sondern eine richtig große Lösung zu realisieren.

In ihrem Antrag schreibt die Bürgermeister-Fraktion, auch die Abzweigung von der B470 nach Neuhaus sei in die Planung aufzunehmen. Aus gut informierten Kreisen hat der Adelsdorfer Gemeindeschreiber erfahren, dass es dafür schon sehr konkrete Vorstellungen in der FW-Fraktion gibt. Man wolle sich nicht von vermeintlichen Experten vorschreiben lassen, was man für richtig zu halten habe, sagte ein FW-Vertreter im vertraulichen Gespräch. „Wir können das auch selbst“, sagt man selbstbewusst. „Wer Straßen benutzt, kann auch welche planen.“

Erste Skizzen, die dem Adelsdorfer Gemeindeschreiber vorliegen, sehen einen kreuzungsfreien Umbau vor – ganz nach Vorbild von Highway-Intersections in USA oder Kanada. „Als Großgemeinde muss auch die Verkehrsinfrastruktur der Einwohnerzahl angemessen sein“, sagte ein FW-Vertreter. Konkret sind grosszügige Rampen geplant, die Aldi und Rewe direkt erschließen. Verkehr, der von Neuhaus ins Zentrum nach Adelsdorf möchte, soll über eine eigene höher gelegte Strasse geführt werden. Eine eigene Abfahrt in Richtung Läusberg-Gebiet und später einmal zum „Neuen Zentrum“ auf dem Hörrlein-Areal soll ebenfalls kommen. Für Fußgänger und Radfahrer sind Tunnellösungen vorgesehen.

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Vorbild für die Vision der Freien Wähler in Adelsdorf sind Highway-Konstruktionen in den USA wie diese.

Man sei sich bewusst, dass eine solche Lösung etwas teurer sei als eine Ampel, heißt es bei den Freien Wählern. Aber man macht auch darauf aufmerksam, dass deshalb der Adelsdorfer Haushalt nicht belastet wird, weil es sich schließlich um Kreis- und Bundesstraßen handele.

Hinter vorgehaltener Hand verweist allerdings ein Gemeinderat der Freien Wähler, der nicht genannt werden möchte, darauf, dass man sich vom Staatlichen Bauamt womöglich doch noch auf einen „normalen“ Kreisverkehr herunterhandeln lassen könnte. Denn in diesem Fall böte sich für die Fraktion die weitere Möglichkeit, medienwirksam in der Mitte eines Kreisverkehrs zu stehen und Bürger sowie lokales Gewerbe zur Gestaltung der entstandenen Grünfläche einzuladen. Im September 2013 durfte man sich immerhin auf einer halben Zeitungsseite präsentieren (hier nachzulesen). Bis jetzt passiert ist: nichts.

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2013 – an einem sonnigen September-Tag – posierten Gemeinderäte der Freien Wähler im Kreisverkehr der ERH16 und kündigten eine Verschönerung an.

Hintergrund zum Thema (ganz ohne Satire): Am Mittwoch, 22. März, fand die Bauausschuss-Sitzung des Adelsdorfer Gemeinderats statt. In dieser informierte Bürgermeister Fischkal die Räte über die Pläne der Straßenbaubehörde zur Installation einer Ampel an der Einmündung der ERH16 in die B470. In dieser Sitzung hat Bürgermeister Fischkal bereits gesagt, dass er einen Kreisverkehr besser fände, aber die Gemeinde hier keine Mitsprachemöglichkeit habe. SPD-Gemeinderat Jörg Bubel, der auch im Kreistag sitzt, verwies dann jedoch darauf, dass die Gemeinde über das Kreistagsgremium sehr wohl Einfluss nehmen könne. Bubel forderte daraufhin Bürgermeister Fischkal auf, sich beim Landkreis für einen Kreisverkehr stark zu machen. Am 30. März, acht Tage nach der Sitzung des Bauausschusses, schreibt der Fränkische Tag nun von einem Antrag der Freien Wähler für einen Kreisverkehr. Hier hat die Fraktion der Freien Wähler also ziemlich offensichtlich den Anstoß von Jörg Bubel aufgenommen und zu einer eigenen politischen Initiative weiterentwickelt – oder eben schlicht abgekupfert.

Vor- und Nachteile von Kreisverkehren werden von Verkehrsplanern seit Jahren diskutiert. Kreisverkehre mit sehr hohem Verkehrsaufkommen gelten als problematisch, da die in den Kreis einfahrenden Fahrzeuge oft sehr lange an der Einfahrt warten müssen und sich dadurch lange Rückstaus bilden. Hochbelastete Kreisverkehre sind unfallträchtiger, da kleine Lücken zum Einfahren risikoreich genutzt werden. Ob ERH16 und B470 auf Höhe Adelsdorf ein derart hohes Verkehrsaufkommen haben, dürften Voruntersuchungen des Staatlichen Bauamts gezeigt haben, bevor dieses eine Ampellösung zur favorisierten Variante auserkoren hat. Eine solche Ampellösung hätte auch den Vorteil, dass Grünphasen je nach Verkehrsaufkommen zu steuern sind. 

Der bereits bestehende Kreisverkehr in Adelsdorf an der ERH16 sollte nach Plänen der Freien Wähler im September 2013 als Ergebnis eines Ideenwettbewerbs gestaltet werden. 20.000 Euro sollten zur Verfügung gestellt werden. Doch auch dreieinhalb Jahre später ist der Adelsdorfer Kreisel ungeschmückt. Anders zum Beispiel als der Kreisverkehr der B470 in Höchstadt, in dessen Mitte ein gigantischer aus Muschelkalk gehauener Karpfen namens Fridolin thront. 

Ein Kommentar zu „Ampel? Nein, Freie Wähler wollen die „ganz große Lösung“

  1. Liegt es nicht eher daran, das eine Lösung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gefunden bzw. umgesetzt werden muss, es jedoch zeitlich nicht möglich ist, bis zu diesem Termin einen Kreisverkehr zu planen und zu bauen. Deshalb wurde wohl die Ampellösung bevorzugt. Voraussichtlich wird die Ampel dann irgendwann durch einen Kreisel ersetzt.
    Die Bürokratie hat sich mal wieder selbst geschlagen.

    Zum Thema Verkehrsaufkommen.
    Müsste das Verkehrsaufkommen nicht relativ identisch (oder zumindest sehr ähnlich) dem Verkehrsaufkommen in Höchstadt am Karpfenkreisel sein? Liegt ja auf der gleichen Strecke…

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