Google vor Einstieg in den Lokaljournalismus – dank Erfindung eines Adelsdorfer Reporters

Lokale Nachrichten sind eines der letzten Felder, dass der Technologie-Gigant Google bislang nicht besetzen konnte. Zu aufwändig schien es für den auf Effizienz und Skalierbarkeit getrimmten Konzern zu sein, die Berichterstattung auch aus kleinsten Städten und Dörfern zu organisieren.

Jetzt aber könnte Google der Durchbruch gelingen. Der für das Journalismus-Programm zuständige Sam Storyteller berichtete kürzlich in einer internen Mitteilung, die dem Adelsdorfer Gemeindeschreiber aus dem Firmensitz in Mountain View zugespielt wurde, von einer Erfindung, die das Journalismus-Geschäft weltweit revolutionieren könnte.

Das Projekt läuft bei Google offensichtlich unter dem Code-Namen «Spoerlinator». Es handelt sich dabei um eine in dem Beitrag nicht näher spezifizierte Technik, die es Reportern ermöglicht, auch ohne an einem Ort des Geschehens zu sein über eben dieses Geschehen zu berichten.

Die Google-Ingenieure schreiben, dass sie grundlegende Technik erst in Ansätzen verstehen würden. Allerdings würde sie wohl bereits seit vielen Jahren in Adelsdorf erfolgreich angewendet. Erfinder und bisher hauptsächlicher Anwender ist der freie Mitarbeiter der Nordbayerischen Nachrichten in Adelsdorf, Nikolaus Rainer Spörlein. Er hat die Google-Ingenieure offensichtlich auch bei der Namenswahl für das Projekt («Spoerlinator») inspiriert.

Vom Adelsdorfer Gemeindeschreiber auf die Google-Bemühungen angesprochen, sagte Spörlein gegenüber dem Adelsdorfer Gemeindeschreiber: «Ich weiss gar nicht, was die Amis wollen. Es ist doch ganz einfach: Wenn man irgendwo nicht sein kann oder will, schreibt man halt einfach, was man sich so denkt oder was einem der Bürgermeister sagt, dass er geschrieben haben möchte.»

Wie dies funktioniert hat Spörlein zuletzt auch bei einer Sitzung des Seniorenbeirats bewiesen. Die Grünen Adelsdorf haben das in einem Facebook-Posting bekannt gemacht.

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Facebook-Posting der Grünen zum Artikel in den Nordbayerischen Nachrichten.

Ob Google die eigentlich relativ simple Methode Spörleins jetzt noch weiter verfolgt, bleibt abzuwarten. Bürgermeister Karsten Fischkal jedenfalls soll in einer Sitzung mit Mitarbeitern im Rathaus grosse Hoffnungen haben, dass der Technologie-Konzern zur Erforschung der Spörlein’schen Technik bald Mitarbeiter nach Adelsdorf schickt. Diesen werde er dann umgehend ein Gewerbegrundstück anbieten. «Adelsdorf ist ein idealer Standort für Google. Die Mitarbeiter müssten sich gar nicht umstellen, denn auch das Silicon Valley sei dicht und eng bebaut. Mit SeeSide haben wir eben Weitblick bewiesen.»

Hintergrund zum Thema (frei von Satire): Als freier Mitarbeiter bereichert Niko Spörlein seit Jahrzehnten die Nordbayerischen Nachrichten mit Berichten aus Adelsdorf. Nicht immer sind Reporter von Lokalzeitungen über die komplette Dauer einer Veranstaltung anwesend. Das kann daran liegen, dass sie zur gleichen Zeit zum Beispiel zwei Versammlungen besuchen müssen, weil die Redaktion zu wenige freie Mitarbeiter zur Verfügung hat, um beide mit je einem Reporter zu besetzen. Deshalb gibt es die Praxis, dass Reporter sich die Informationen, die sie benötigen, um einen Artikel zu verfassen im Anschluss an die Veranstaltung von Teilnehmern holen. Allerdings sollte dies gemäss journalistischen Regeln für die Leserinnen immer transparent gemacht werden. Im oben genannten Fall könnte der Eindruck entstehen, Herr Spörlein habe die Veranstaltung selbst besucht. Jedoch war dies gemäss Angaben mehrerer Anwesender nicht der Fall. Es entsteht der Anschein, dass bei der Veranstaltung lediglich der Bürgermeister sich zu Fragen der Seniorenpolitik geäussert hat. In Zeiten des Wahlkampfs sollten Journalisten hier noch sensibler und transparenter agieren als es ihrem Berufsstand ohnehin gut zu Gesicht stünde. Im Vergleich zum Bericht der NN, lässt der FT in seinem Bericht alle Beteiligten zu Wort kommen.

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